Holger hat sich nach einer kleinen Bestechung mit Keksen sofort und gerne bereit erklärt, mir ein bißchen von sich zu erzählen.
Holger, wie bist du zu Lattoflex gekommen?
"Mein Vater war Tischlermeister und früher für die Halle der Fertigung verantwortlich. Er hatte damals Wilfried Thomas (Senior Chef, Anm.d.Red.) gefragt, ob er mich gebrauchen könne, ich bin ja gelernter Tischler und der sagte „Klar, wenn du ihn gebrauchen kannst, dann nehmen wir ihn.“ Ich kannte vorher auch schon Familie Thomas recht gut, durch meinen Vater. Die damalige Generation hat sehr viel zusammen gemacht, Ausflüge, Bergtouren, und so, ja, da gibt es auch reichlich Filmmaterial von. Ja und so bin ich dann hier gelandet und durfte hierbleiben."
Hattest du denn überhaupt ein richtiges Vorstellungsgespräch?
"Nein, keins, das war früher so, alles per Handschlag."
Welche Stationen hast du bei Lattoflex alle durchlaufen?
"Oh, ich hab hier viel gemacht bzw. vieles durchlaufen. Ich bin damals im Maschinenraum angefangen. Da habe ich alles Mögliche gemacht, ich wurde an fast jeder Maschine eingesetzt, habe Latten gepresst, Platten und Holme geschnitten und vieles mehr. Da war ich eine Zeit.
Dann bin ich für eineinhalb Jahre zum Bund gegangen, zur Marine auf die Insel Borkum. Auf Borkum habe ich meine Grundausbildung gemacht und die wollten mich bei der Marine gerne länger verpflichten, ich sollte nämlich auf die Gorch Fock (die war damals gerade auf Weltreise in Australien unterwegs), aber dafür hätte ich mich für mindestens 8 Jahre verpflichten müssen. 3 von 600 Matrosen wurden damals für die Gorch Fock ausgesucht und ich gehörte mit dazu. Ich wurde in einen Raum gerufen, wo 4 Kapitäne zur See gesessen haben und mir ihre Empfehlung mitgeteilt haben. Ein Kumpel, der auch bei der Marine (in Wilhelmshaven) war, hat mir damals empfohlen, dass ich für ein ruhiges Leben im Grundwehrdienst bei der Marine auf den Versorger Glücksburg kommen soll. Als ich den 4 Kapitänen meine Entscheidung mitteilte, lieber auf die Glücksburg zu gehen, schauten die mich ganz verdutzt an und haben mir sofort eine neue, alternative Stelle als Ausbilder auf der Insel Borkum angeboten. Ich sollte also auf der Insel bleiben. Lange musste ich dafür aber nicht überlegen und bin lieber auf den Versorger Glücksburg nach Wilhelmshaven gegangen.
Ja und nach den 15 Monaten Marine bin ich wieder zurückgekommen in die Fertigung, habe einige Jahre Motorrahmen montiert. Später wurde ich bei der Dosigraphenmontage eingesetzt, die ich zusammenbauen durfte, mit sehr viel Elektronik, Platinen verlöten usw. Das habe ich mir alles angeeignet. Den Dosigraphen habe ich beim Händler dann auch noch gewartet. Mit der Wartung vom "Dosi" kam irgendwann auch noch der Kundendienst dazu. Also zu Endkunden fahren, Reklamationen erledigen usw. So habe ich dann auch viele Händler persönlich kennengelernt. Das habe ich einige Jahre gemacht.
Später kam ich in die Qualitätssicherung und habe Kundenreklamationen bei uns im Werk begutachtet und bearbeitet. Als bei uns im Werk Platz benötigt wurde, bin ich mit meinem Sack und Pack zur Lebenshilfe ins Vördewerk nach Bremervörde gezogen und habe dort 4 Jahre lang meine Tätigkeit zusammen mit Menschen mit Behinderung dort vor Ort ausgeübt. Ein tolles Projekt. Diese 4 Jahre war eine sehr schöne Zeit, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich wurde in den 4 Jahren sogar zu fast jeder Feierlichkeit mit eingeladen. Ein Zeichen, dass es dem Vördewerk auch Spaß gemacht haben muss.
Ja und mittlerweile bin ich für unser „Service Center“ verantwortlich, schaue mir alle Rücksendungen an und bewerte diese. Das mache ich jetzt so summa summarum 18 Jahre."
Was macht dir am meisten Spaß?
"Wenn ich mal an die drei Jahrzehnte, die ich nun schon hier bin, zurückdenke, macht mir der Job, den ich jetzt mache, am meisten Spaß: ich habe mit Kunden, bzw. generell mit sehr vielen Menschen zu tun, das macht mir echt am meisten Spaß. Und auch Neuentwicklungen, wenn die zurückkommen mit der spannenden Frage: Was sind die ersten Fehler?"
Was machst du, wenn du mal nicht arbeitest?
"Fußball, habe ich früher, viel, lange und wohl auch ganz gut gespielt, bis ich mich sehr stark am Knie verletzt habe, da konnte ich mein Hobby dann leider nicht mehr ausüben. Ich war lange verletzt, hab aber trotz Operation gearbeitet, also bin ich hier schön in der Zeit mit Gehhilfen durch die Gegend gelaufen - wohl auch ein Zeichen, dass ich sehr gerne hier bin und mir meine Arbeit Spaß macht.
Also war die Frage: Was mach ich jetzt für einen Sport? Fußball spielen geht nicht mehr, als Sportinvalide, Fahrradfahren hatte ich noch keine Lust zu, also bin ich gelaufen. Eigentlich tödlich für mein Knie, aber es wurde tatsächlich immer besser. Es kam wieder Bewegung ins Knie und es wurde dabei wohl ordentlich durchblutet. Ich glaube das Laufen hat mich bzw. mein Knie geheilt.
Heute gehe ich auch noch zusätzlich zum Fitness. Meine Frau hatte vor einigen Jahren einen schweren Bandscheibenvorfall und musste was für Ihren Rücken tun. Da bin ich dann mal mitgegangen. Obwohl ich vorher kein Fitnessstudiogänger war, macht es mir heute, zusammen mit meiner Frau, unheimlich Spaß. Wir nehmen es mit dem Fitnesstraining nicht ganz so ernst und machen auch viel Quatsch dabei. Das tut mir und uns unheimlich gut.
Außerdem haben wir einen Hund, mit dem wir sehr viel machen: Mats, ein Australian Shepherd. Wir verreisen viel mit ihm. In meiner Freizeit gehe ich längere Strecken mit ihm laufen. Wir waren sogar schon vor zwei Jahren im Fernsehen in einer Tiersendung, dafür wurden wir abgelichtet und als „Bild des Monats“ gekürt, aber leider konnten wir der Einladung nicht folgen, also wurde nur das Foto von uns gezeigt. Heute macht unser Hund einige Werbung für „Urlaub mit Hund“ im Netz."
Was bedeutet Heimat für dich?
"Mein jetziges Zuhause ist meine Heimat, ich wohne ca. 25km von der Firma entfernt. Ich muss nicht direkt neben der Firma wohnen, das habe ich früher. Wir planen dieses Jahr nochmal etwas größer zu bauen, worauf ich mich schon sehr freue. Das wird dann meine neue Heimat, unser neues Zuhause."
Hast du einen Spitznamen?
"Hardy, nach meinem Vater. Beim Fußball haben mich alle Hardy genannt. Mein Vater war früher ein sehr guter Torwart und irgendwann haben mich alle „Hardy“ gerufen, obwohl ich nie im Tor war. Und den Namen habe ich immer noch, wenn ich Fußballer treffe, aber hier in der Firma nennt mich keiner so."
Was macht unseren Holger so einzigartig? Seine gute Laune, seine Leidenschaft für das, was er tut und sein Spaß, den er auch auf andere überträgt. Er erscheint ruhig und ausgeglichen, innen drin schlummert aber reichlich Energie, die raus muss, wohl dosiert, auf die Holger Art eben.